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Birgit Lutherer 

I.  Basics -Welcher Beziehungstyp sind Sie?

Jede Beziehung ist individuell. Persönliche Neigungen, Charaktereigenschaften, anerzogene Verhaltensmuster und dergleichen mehr prägen das Bild der Beziehungslandschaft bei jedem einzelnen.

Wenn zwei Menschen sich zusammentun und beschließen das Leben gemeinsam, Seite an Seite zu beschreiten, suchen und finden sie in aller Regel einen Konsens, dieses gemeinsame Leben miteinander so angenehm wie möglich zu gestalten. Der Plan, bewusst oder unbewusst gewählt, scheint zunächst für beide Beziehungspartner passend und stimmig zu sein. Die Realität zeigt in der Umsetzung oft ein anderes, zuweilen extrem abweichendes Bild. Der schöne Plan erweist sich als nicht praktikabel.

Ein Grund dafür liegt unter anderem in der erwähnten Individualität der Partnerinnen. Jede bringt ihre eigene Vorstellung davon mit in die Beziehung, wie die Partnerschaft gelebt werden soll. Viele Dinge, beziehungsweise Beziehungsinhalte werden im Vorfeld selten bis nicht miteinander beredet. Vielmehr wird vieles, vor allem die eigene sozialisierte Vorstellung darüber, als selbstverständlich vorausgesetzt. Da ist es quasi schon vorprogrammiert, dass ziemlich rasch Reibungspunkte sichtbar werden und Konflikte auftreten.

Aus der Distanz betrachtet, wird nun jeder dem zustimmen.

Aus der eigenen Beziehung heraus ist es jedoch schwierig, das eigene Verhalten und Anspruchsdenken zu erkennen.

Aus diesem Grund stelle ich Ihnen an dieser Stelle die vier grundlegenden Beziehungsmuster vor, die Verhaltensforscher zusammengetragen haben.

Meiner Meinung nach kann es sehr hilfreich für jeden beziehungssuchenden Single sein, sich selbst in den Mustern wiederzuerkennen. In der Regel ist niemand einem einzigen Beziehungstyp zuzuordnen. Jeder Mensch lebt eine gewisse Mischung der verschiedenen Beziehungsstile. Dennoch, in der Prämisse findet man sich in einem der Typen mehr wieder als in den anderen. Die getroffene Einteilung ist hier als hilfreicher Wegweiser in Ihrer Beziehungslandschaft zu sehen.

Mit Blick auf vorherige Beziehungen, die leider in die Brüche gegangen sind, kann alleine schon das Erkennen von dagewesenen schädlichen oder nicht passenden Mustern dazu beitragen, in einer neuen Beziehung achtsam und diesmal wohl wissend an die Paarbeziehung heranzugehen. Das steigert allemal die Chance auf eine stabile, gelingende Partnerschaft.

 

Hinweis: Zur besseren Lesbarkeit werden auch im Folgenden personenbezogene Bezeichnungen generell in der allgemeinen, im Deutschen üblichen Form angeführt.

Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keinerlei Wertung.

 

Beziehungsmuster

(Die beschriebenen Beziehungsstile finden sich in heterosexuellen und homosexuellen Beziehungen gleichermaßen.)

 

Der romantische Beziehungsstil

Die romantikorientierte Beziehung ist auf den Zauber der Liebe ausgelegt. Die gegenseitige Ergänzung des Paares soll ihre Passgenauigkeit hervorbringen.

Gefühle, Schönheit, sinnliche Sexualität, Anmut, Schöngeistiges, Ästhetik, immerwährende Glückseligkeit – all dies und dergleichen mehr wird mit der romantischen Beziehung assoziiert und auch angestrebt.

In der Verliebtheitsphase, in der es magische Augenblicke der Verliebtheit gibt, mag dieser Anspruch an Beziehung vielleicht noch realistisch und realisierbar sein. Doch spätestens nach dieser Phase, wenn die rosarote Brille wieder abgenommen wird, kann und wird das Beziehungsgeschehen anders aussehen. Die Romantik muss spätestens dann den Fakten und Notwendigkeiten des realen Lebens weichen.

Auch Schönheit und Anmut kommen leider eher früher als später in die Jahre. Das romantische äußere Erscheinungsbild bröckelt wie der schöne Stuck einer alternden Hausfassade. Notwendige Renovierungsarbeit zum Erhalt der Schönheit werden immer aufwendiger. Auf Dauer wird der Aufwand als Belastung empfunden und die Lust darauf vergeht. In letzter Konsequenz verabschiedet man sich (vielleicht sogar schweren Herzens) von der Beziehung, um ein neues anmutiges, ästhetisch makelloses „Modell“ zu ergattern.

Während in der Verliebtheitsphase der romantischen Beziehung noch viel miteinander geredet wird, und reichlich sinnliche Sexualität miteinander geteilt wird, flauen diese Aktivitäten am Ende deutlich ab.

Schwindende Romantik und zunehmend fehlende erotische Sinnlichkeit können den ehemals vorhandenen Wunsch nach dauerhafter Bindung in der Paarbeziehung zerstören.

Auch die romantische Zuwendung weicht mit der Zeit immer mehr kleinen materiellen Aufmerksamkeiten. Diese sollen ein Zeichen des Bemühens um den Erhalt der Partnerschaft sein.

Im romantischen Beziehungsmuster soll die Partnerin sich möglichst anpassen, damit die Harmonie bestehen bleibt.

Auch soll sie, um die Basis der Paarbeziehung zu erhalten, alles dafür tun, dass Schönheit, Ästhetik, etc. nicht schwinden. Denn schwindende Schönheit wird hier oft als Beleidigung für das sinnlich ästhetische Auge empfunden.

Die Wesenszüge dieses Beziehungsstils sind häufig anzutreffen. Sie werden untermauert von den Statements der Werbung. Jeder Mensch hat jung, schön, gesund, anmutig und so weiter zu sein, damit er zum einen im Beruf und im Leben Erfolg hat und zum anderen nur so die wahre Traumpartnerin finden kann. Jedem sollte klar sein, dass das lediglich ein märchenhaftes Klischee sein kann.

Das reale Leben sieht zum Glück anders aus. Der romantische Beziehungsstil existiert sowohl in homosexuellen als auch heterosexuellen Beziehungen. Beschriebenes gilt entsprechend.

 

Hinterfragen Sie sich bitte ehrlich:

  • Bin ich in einigen Wesenszügen selbst so gestrickt?
  • War meine Ex-Beziehung so angelegt?
  • Könnten Bestandteile daraus verantwortlich für das Scheitern gewesen sein?
  • Welche Anteile kann ich bei mir entdecken und akzeptieren?

Bedenken Sie, keine Beziehung ist oder war durchweg schlecht. Manche Anteile unterliegen oftmals sozialisierter Wertung.

 

Der symbiotische Beziehungsstil

Der Wesenskern des Symbiose-orientierten Beziehungsstils besteht aus dem unumstößlichen Grundsatz, dass in der Partnerschaft der Zusammenhalt oberste Priorität besitzt.

Die Partnerinnen sind quasi durch ihr Versprechen, das Leben gemeinsam zu verbringen, auf Gedeih und Verderb einander ausgeliefert und aneinandergekettet.

Anders ausgedrückt, um einen alt romantischen Terminus zu benutzen: Die Partnerinnen haben sich von Herzen einander verschrieben.

Das soll auf ewig so bleiben – „Bis dass der Tod uns scheidet. Mein Herz ist auf ewig Dein. Wir versprechen uns das und halten uns daran. Ich tue es und du musst es auch tun!“

Aus einer gewissen, von Liebe getragenen, Romanze wird nach der Verliebtheitsphase ein unabänderliches, nicht weiter verhandelbares Dogma.

Die Beziehung wird zur Verbindlichkeit, die oft mit Aufopferung einhergeht, bis hin zur selbstgewählten Versklavung.

Nur mit Disziplin lässt sich solch eine Paarbeziehung aufrechterhalten.

Zähne zusammenbeißen und durchhalten heißt hier die Devise.

Wo bleibt hier der Raum für Selbstentfaltung und Genießen des gemeinsamen Lebens?!

Und als ob das noch nicht genug wäre, gibt es obendrauf oftmals auch noch eine diffuse Portion Angst – Angst davor von der Partnerin ausgenutzt und dann verlassen zu werden.

Diejenige, die sich getreu des Versprechens des Zusammenhalts auf Gedeih und Verderb an die Vereinbarung hält, bekommt dann statt der erhofften Anerkennung, Wertschätzung, Respekt und Lob für die erbrachte Leistung, einen herabwürdigenden Stoß und geht getroffen zu Boden.

Die Symbiose-orientierte Beziehung kann tatsächlich funktionieren, solange man sich in einer gewissen Aufbauphase befindet, in der es hauptsächlich um Pflichterfüllung geht.

Klassisches Beispiel hierfür: Liebe, Heirat, Kinder, Hausbau. Früher oder später kommt es hier zu einer Krise. Spätestens dann muss sich das Beziehungskonzept bewähren. Die Paarbeziehung steht dann buchstäblich am Scheideweg. Mögliche Konsequenzen sind hier entweder die Partnerinnen trennen sich, sie treffen eine neue Vereinbarung wie es in der Beziehung gemeinsam weitergehen soll oder beide entscheiden sich aus Vernunftsgründen zur Besitzstandswahrung.

In der Besitzstandswahrung wird die Beziehung nur noch pragmatisch angegangen. Sie wird als bequeme Variante jenseits von Trennung, Schmerz und finanziellen Verlusten gewählt. Auch die Kinder müssen sich in diesem Agreement nicht umgewöhnen. Der Zusammenhalt als Partner, beziehungsweise eine gewisse Symbiose als Team besteht weiter.

Das Handeln der Partnerinnen ist mehr oder weniger wohl überlegt, oftmals berechnend. Die vorrangige Frage ist hier: Wo liegt mein größter Nutzen?

Die ehemals vorhandene Herzensliebe ist einer, der Situation angepassten Verhaltensweise gewichen.

Die Schwäche der einen korreliert mit der Stärke der anderen und umgekehrt. In dem Fall ist eine perfekt funktionierende symbiotisch pragmatische Beziehung ohne nennenswerte Emotionen füreinander entstanden.

Voraussetzung für das Funktionieren dieser Übereinkunft ist allerdings, dass beide Partnerinnen sich nicht weiterentwickeln möchten, im Sinne von Selbstverwirklichung.

Als Beispiel sei hier das klassische, althergebrachte Rollenbild herangezogen: Die eine Partnerin geht arbeiten, bringt das Geld nach Hause und die andere Partnerin kümmert sich derweil um Kinder, Haushalt, Garten, etc. Wenn diese nun (wieder) arbeiten gehen möchte, weil zum Beispiel die Kinder flügge geworden sind und sie sich endlich selbstverwirklichen möchte, dann wird die Passgenauigkeit der Symbiose zerstört. Die erwerbstätige Partnerin müsste sich nun aus seiner Komfortzone des Rundum- Versorgungs-Sorglos-Paket herausbewegen und Aufgaben übernehmen.

Das hat schon so manche Beziehung zerbrechen lassen, weil die gewohnte Symbiose an der Stelle zerfällt. Solange sie sich nicht bewegt und eine neue Symbiose eingegangen wird, ist eine Trennung sehr wahrscheinlich. Der symbiotische Beziehungsstil existiert sowohl in homosexuellen als auch heterosexuellen Beziehungen. Beschriebenes gilt entsprechend.

 

Hinterfragen Sie sich bitte ehrlich:

 

  • Bin ich in einigen Wesenszügen selbst so gestrickt?
  • War meine Ex-Beziehung so angelegt?
  • Könnten Bestandteile daraus verantwortlich für das Scheitern gewesen sein?
  • Welche Anteile kann ich bei mir entdecken und akzeptieren?

 

Bedenken Sie, keine Beziehung ist oder war durchweg schlecht. Manche Anteile unterliegen oftmals sozialisierter Wertung.  

 

 

Der bedürfnisorientierte Beziehungsstil

Wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, orientiert sich dieser Beziehungstyp am Bedürfnis des einzelnen – vorwiegend dem eigenen.

Das Verhältnis des Paares ist geprägt von dem eher physischen Verlangen in der Beziehung.

Im Vordergrund steht das Vergnügen.  Das maximale Ausleben der Lust, Genuss, Freude und Spaß miteinander haben, sowie das körperliche, sexuelle Verlangen zu befriedigen, stehen dabei im Vordergrund der Beziehung.

Störende Themen, Unangenehmes und konfliktbeladene Dinge werden tunlichst vermieden.

Man lässt sich kaum auf die Partnerin ein, im Sinne von „Wir gehen gemeinsam durchs Leben, und bestehen auch schwierige Zeiten“.

Diejenige, die diesen Beziehungsstil lebt, lässt sich immer ein Schlupfloch in der Partnerschaft offen, durch welches sie sich notfalls schnell aus der Beziehung stehlen kann.

Dabei ist es keinesfalls so, als ob dieser Beziehungstyp sich kein stabiles Verhältnis wünschen würde, doch fällt es ihm schwer, sich tief auf den anderen einzulassen.

Sie fürchtet, dass die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse auf der Strecke bleiben, wenn zu viel Gefühl und Herzensliebe im Spiel sind.

Wer Partner dieses Typs ist, kann sich nie seiner Treue sicher sein, denn nicht befriedigte Bedürfnisse holt er sich auch woanders, wenn es sein muss.

Eifersucht ist ein weiterer Bestandteil dieser Beziehung.

Der bedürfnisorientierte Beziehungstyp baut gerne einen Goldenen Käfig um sich und seine Beziehung herum – vor allem für seinen Partner. Er soll maximal geschützt sein vor anderen Werbern. Der Partner wird in diesem Beziehungsmuster als persönliches Eigentum angesehen.

Innerhalb dieses Käfigs spielt sich in der Regel folgendes Szenario ab: Der „eingebrachte“ Partner, also der, der in den Käfig gesetzt wurde, wird subtil einer Anpassung unterzogen. Er wird an die Bedürfnisse des Käfigerbauers angepasst, wodurch dieser wiederum eine gewisse Kontrolle über den Käfiginsassen erlangt.

Die gesamte Partnerschaft wird darauf ausgelegt, dass quasi ein schöner Traum gelebt wird, der die Bedürfnisse erfüllen soll.

Einflüsse von außen durch Familie, Freunde, etc. haben dort wenig Platz. Die Beziehung ist vielmehr dominiert von Kontrolle, um Desillusionierung zu vermeiden.

Das Bedürfnis nach Erfüllung wird kontradiktiert durch Sehnsucht nach Nähe, Zuwendung und mangelndes Vertrauen ineinander. Liebevolle Zuwendung und wahre Intimität fehlen indes.

Der Käfigerbauer sieht sich als der Großartige in der Beziehung, weil er seiner Meinung nach so wunderbares geleistet hat. Daraus begründet er sogar seinen Anspruch zu bestimmen, was und wie alles sein soll - eben auf seine Bedürfnisbefriedigung ausgerichtet.

Die fehlenden Anteile, wie Nähe, Zuwendung und dergleichen mehr sorgen jedoch dafür, dass er sich weiterhin irgendwie leer fühlt.

Größter gemeinsamer Nenner in dieser, von Eigensucht und Eifersucht getriebenen, bedürfnisorientierten Beziehung ist die Sexualität. Die leidenschaftliche, körperliche Liebe schwingt sich in stürmisches, exzessives Liebe-machen hinauf, stürzt aber bei mangelnder Aufmerksamkeit und Beziehungspflege auch schnell in die Tiefe hinab.

Partnerschaftliche Gespräche auf Augenhöhe finden hingegen eher nicht statt. Stattdessen kommt es häufig zu Konfliktgesprächen, die unter anderem begleitet werden von kritischen Äußerungen dem Partner gegenüber, Vorwürfen, Jammern, Drohungen. Das dient dem Zweck, den Partner gefügig zu machen, damit er sich an den Bedürftigen anpasst.

Für eigene Entwicklung gibt es in diesem Goldenen Käfig kaum Raum. Selbstentwicklung, Weiterentwicklung sind schier unmöglich.

Die Beziehung ist stark geprägt von perfiden, subtilen Machtspielchen (oft unbewusst). Dazu gehören auch bestimmende, manchmal ausufernde (sexuelle) Liebesspiele, die ausschließlich der genitalen, physischen Befriedigung dienen.

Nach der orgiastischen „Sexattacke“ folgt oft der Versuch, das Geschehene durch rationale, vermeintlich auf Intellekt beruhende Erklärungen zu verharmlosen.

Nichtsdestotrotz ist es wie es ist – die Partnerin wird zur Bedürfnisbefriedigung herangezogen. Die Liebe wird erst danach, in einer Art Reueprozess ins Spiel gebracht.

Sie denken nun vielleicht, dass dieser Beziehungstyp selten anzutreffen ist? Das muss ich leider verneinen. Er kommt häufiger vor als Sie denken. Der bedürfnisorentierte Beziehungsstil existiert sowohl in homosexuellen als auch heterosexuellen Beziehungen. Beschriebenes gilt entsprechend.

 

Hinterfragen Sie sich bitte ehrlich:

  • Bin ich in einigen Wesenszügen selbst so gestrickt?
  • War meine Ex-Beziehung so angelegt?
  • Könnten Bestandteile daraus verantwortlich für das Scheitern gewesen sein?
  • Welche Anteile kann ich bei mir entdecken und akzeptieren?

Bedenken Sie, keine Beziehung ist oder war durchweg schlecht. Manche Anteile unterliegen oftmals sozialisierter Wertung.

 

Der Synergie-orientierte Beziehungsstil

 

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